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ibt es so etwas überhaupt bei Studenten: Burnout im Studium oder ein Burnout nach dem Studium? Wurde einst der chronische Erschöpfungszustand nur Managern und Personen in Pflegeberufen zugeschrieben, ist inzwischen längst bekannt, dass es von der Mutter bis hin zum Studenten jeden treffen kann. Nicht die Beschäftigung an sich ist Auslöser für das Burnout, sondern vielmehr der Umgang mit Stress. Studenten können ebenfalls stark gestresst sein. In einigen Fachbereichen ist der Stress besonders hoch, zu denen Medizin und Jura gehören. Am folgenden Beispiel wird deutlich, wie ein Burnout im Jurastudium aussehen kann.

Wenn alles zu viel wird: Burnout im Studium

Susanne hat ein sehr gutes Abitur gemacht. Sie war eine der besten ihres Jahrganges und fand deswegen sehr rasch einen Studienplatz für Jura. Ihre Eltern sind sehr stolz auf sie. Susannes Vater hat selbst eine Kanzlei und ihre Mutter ist Richterin. Eines Tages kommt die junge Studentin nach der letzten Vorlesung am späten Nachmittag nach Hause. Sie schaut auf die Uhr und überlegt, wie viel Zeit sie noch für die Prüfungsvorbereitung hat. Ein schwieriger Test steht morgen an und sie möchte die wichtigsten Fakten erneut durchgehen. Susanne setzt sich an den Schreibtisch und schlägt das Fachbuch auf. Die Buchstaben scheinen zu verschwimmen. Ihr Augen klappen immer wieder zu. Die Magenschmerzen, die die junge Frau seit Anfang des Studiums begleiten, ignoriert sie hartnäckig. Susanne legt sich aufs Sofa. Sofort kommen dunkle Gedanken auf: Ich muss doch aufstehen. Ich muss doch lernen. Was passiert, wenn der Test nicht gut verläuft? Susanne kann weder lernen noch sich entspannen. Sie ahnt es noch nicht, aber längst zeigen sich bei ihr typische Symptome eines Burnouts.

Der Gang zum Arzt

Susanne fühlt sich am nächsten Morgen nicht gut genug, um den Test zu schreiben. Sie ruft ihre Mutter an, die ihr nüchtern erklärt, sie müsste den Test verschieben. Vielleicht hätte sie ja eine Magen-Darm-Grippe oder einen grippalen Infekt. Susanne zweifelt dies an, aber sagt nichts. Sie schämt sich für ihre Erschöpfung. Ihre Eltern haben so viel erreicht und dafür stets zurückgesteckt. Wieso schafft sie es nicht?

Noch mit diesem Minderwertigkeitsgefühl im Kopf betritt Susanne die Arztpraxis. Sie ist über die vielen Fragen überrascht, die ihr der Arzt bei der Anamnese stellt. Parallel dazu führt er einen Gesundheitscheck durch und lässt Blut abnehmen. Dann äußert er seinen Verdacht: Burnout. Susanne ist verwundert. Der Arzt erklärt ihr jedoch, dass viele Studenten darunter leiden würden. Sie würden sich zu viele Aufgaben auferlegen, zu streng mit sich selbst sein und sich selbst einem übermäßigen Konkurrenzdruck unterwerfen. Er rät Susanne dazu, ein Semester Pause zu machen, um an sich selbst und ihrer Form der Stressbewältigung zu arbeiten und mit einer für sie gesünderen Einstellung nach dieser Pause wieder ins Studium einsteigen.

Selbstüberschätzung, falsche Ziele und Druck von außen

Susanne ist ein Paradebeispiel für eine Person, die im Studium ein Burnout entwickelt. Sie hat sich stets an ihren erfolgreichen Eltern orientiert und eifert ihnen nach. Dabei lässt sie ihre Bedürfnisse und Wünsche außen vor. Besser zu sein als alle anderen, ist ihr Ziel, was sie vor allem für ihre Eltern erreichen möchte. Und so fängt sie an, sich selbst zu überschätzen. Sie legt sich einen Zeitplan zu, der für sie nicht zu schaffen ist. Parallel dazu fühlt sie einen immensen Druck von außen. Ihre Eltern haben eine hohe Erwartungshaltung und pushen ihre Tochter. Sie bezahlen das Studium und alle Unkosten, aber weisen deutlich darauf hin, dass Susanne dafür im Jurastudium sehr gut sein muss. Für manch einen Charaktertyp stellt dieser Druck kein großes Problem dar. Für Susanne schon. Sie möchte ihre Eltern nicht enttäuschen und für sie Bestleistung zeigen. Die junge Frau hat nie gelernt, sich gegen Mutter und Vater durchzusetzen oder über ihre persönlichen Schwächen zu sprechen. Stattdessen ist sie gewohnt, sich Autoritäten wie ihren Eltern zu unterwerfen. Dieses Verhalten zeigt sie ebenfalls bei ihren Dozenten, wodurch sich Susanne noch mehr gestresst fühlt. Im Unterschied zu ihren Eltern erwarten die Dozenten jedoch kein „devotes“ Verhalten. Sie merken gar nicht, dass hinter dem Fleiß von Susanne eine selbstzerstörerische Schwäche steckt.

Burnout nach dem Studium: keine Seltenheit

Einige junge Menschen haben ein Burnout nach dem Studium oder ein Burnout nach dem Abitur. Das erscheint sonderbar, da sie doch einen wichtigen Meilenstein geschafft haben. Im Grunde stimmt dies, aber gerade das „Abfallen“ der Belastung kann einen Erschöpfungszustand provozieren. Erst jetzt merken die Betroffenen, wie sehr sie sich selbst gestresst haben. Ähnliches ist bei Arbeitnehmern oder Unternehmern zu beobachten, dessen Burnout im Urlaub (LINK SETZEN, wenn der Artikel live ist) auftritt.

Wie das Burnout im Studium behandeln?

Das Wichtigste bei einem Burnout ist die Selbstanalyse: Wieso konnte es bei mir so weit kommen? Neben der Reduzierung der Aufgaben und einer bewussten Entspannung ist es unerlässlich, mit Stress künftig besser umzugehen. Hierfür ist eine Auseinandersetzung mit der eigenen Person von größter Bedeutung. Es hilft, nach dem Warum für das eigene Verhalten zu fragen. Warum kann ich Wünsche von anderen so schwer ablehnen? Warum schiebe ich gern Aufgaben vor mir her? Warum kann ich schlecht Nein sagen?

Parallel dazu bieten sich weitere Maßnahmen wie bewusste Kurzurlaube, Spaziergänge, Sport und eine gesunde Ernährung an, um das Burnout zu bekämpfen und ein nächstes zu verhindern. Umso früher der Betroffene seinen Erschöpfungszustand erkennt, umso schneller ist eine Heilung möglich. Doch woher weiß ich, ob ich ein Burnout habe? Ein Gratis-Schnelltest kann Aufschluss geben.

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Photo by Victoria Priessnitz on Unsplash

Publiziert am
Aug 10, 2020
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