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er an einem Burnout erkrankt, ist über seine eigenen Grenzen gegangen. Oft steckt dahinter ein unermüdlicher Perfektionismus. Bekämpfen lässt sich dieser durch das Erlernen von Selbstmitgefühl. Auf diese Weise unterstützt du dich selbst und das ist für ein mental gesundes Leben unerlässlich.

Was ist Selbstmitgefühl und warum ist es so wichtig?

Selbstmitgefühl bezieht sich auf die Fähigkeit, sich selbst gegenüber Freundlichkeit, Verständnis und Rücksicht walten zu lassen - ähnlich wie du es bei einem guten Freund tust. Es beinhaltet die Anerkennung und Akzeptanz unserer menschlichen Unzulänglichkeiten, ohne uns dabei selbst abzuwerten. Das führt zu einem gesunden Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, einem emotionalen Wohlbefinden und die Fähigkeit, sich selbst und anderen gegenüber mit Mitgefühl zu begegnen. All dies sind sehr wirksame Waffen, um sich vor einem Burnout zu schützen und dieses im Frühstadium zu bekämpfen.

Ist Selbstmitgefühl nicht egoistisch?

Selbstmitgefühl ist im guten Sinne des Wortes Egoismus und eine Form der Eigenliebe. Es ist ein gesunder Egoismus, denn du kümmerst dich um dich selbst, ohne in Rücksichtslosigkeit gegenüber deinem Partner, Freunden oder Bekannten zu verfallen. Verharrst du in Selbstabwertung und Selbstvernachlässigung, wirst du dich auch bald um keinen anderen mehr kümmern können. Ein Zusammenleben mit dir selbst und mit anderen ist so kaum noch möglich.

Das Wort Egoismus hat – ähnlich wie Aggression – zu Unrecht ein sehr negatives Image. Unzweifelhaft muss man den gesunden Egoismus in Form eines Selbstmitgefühls von einem schädlichen Egoismus unterscheiden. Bei diesem tritt nämlich eine übermäßige Selbstzentrierung und das Streben nach persönlichem Nutzen oder Vorteil auf – und dies oft auf Kosten anderer. Egoistisches Verhalten zeigt wenig Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse, Gefühle oder Interessen anderer Menschen. Es kann dazu führen, dass man sich selbst als wichtiger ansieht als andere und möglicherweise wenig Empathie für die Belange anderer zeigt. Nicht selten dient der überzogene Egoismus Menschen mit eklatanten Minderwertigkeitsgefühlen als Abwehrmechanismus. Indem jemand versucht, sich übermäßig selbst hervorzuheben oder andere herabzusetzen, versucht er, sich besser zu fühlen und sein eigenes Selbstwertgefühl aufzupolieren. Der Erfolg in Form eines Plus an Selbstwert bleibt allerdings aus.

Kurzum: Selbstmitgefühl betont eine gesunde und freundliche Beziehung zu sich selbst und anderen, während Egoismus auf eine übermäßige Selbstzentrierung und das Streben nach persönlichem Vorteil hinweist.

Selbstmitgefühl fördert positive zwischenmenschliche Beziehungen, während Egoismus zu negativen Auswirkungen bei sozialen Interaktionen führt.

Worin unterscheiden sich Selbstmitgefühl und Selbstmitleid?

Gelegentlich wird Selbstmitgefühl nicht nur mit einem negativen Egoismus, sondern auch mit einem überzogenen Selbstmitleid verglichen. Doch auch das stimmt nicht. Beides sind zwar emotionale Zustände, aber sie unterscheiden sich in ihrer Bedeutung und Auswirkung stark voneinander.

Selbstmitgefühl fördert psychisches Wohlbefinden, emotionale Stabilität, Selbstakzeptanz und die Fähigkeit, mit Stress und Schwierigkeiten umzugehen. Selbstmitleid bezieht sich auf eine negative emotionale Reaktion auf persönliche Schwierigkeiten oder Leiden. Es beinhaltet eine intensive Selbstzentrierung und kann dazu führen, dass man sich als Opfer der Umstände sieht, ohne die Verantwortung für die eigene Situation zu übernehmen. Selbstmitleid beinhaltet meistens negative Gedanken, Gefühle der Hoffnungslosigkeit und Passivität. Im Gegensatz zu Selbstmitgefühl, bei dem man sich selbst mit Verständnis und Mitgefühl betrachtet, verstärkt Selbstmitleid oft negative Emotionen und verstärkt das Leiden.

Selbstmitgefühl und Burnout: Wo besteht der Zusammenhang?

Selbstmitgefühl kann eine wertvolle Ressource sein, um dem Risiko eines Burnouts vorzubeugen und sich von einem Burnout zu erholen. Hier sind einige Möglichkeiten, wie Selbstmitgefühl dabei helfen kann:

  1. Erkennen von Grenzen: Selbstmitgefühl hilft dir dabei, deine eigenen Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren. Du lernst, "Nein" zu sagen, wenn du überfordert bist, und dich damit vor Überforderung zu schützen.
  2. Stressbewältigung: Selbstmitgefühl ermöglicht es dir, stressige Situationen mit mehr Gelassenheit und Akzeptanz zu betrachten. Anstatt dich selbst zu kritisieren, wenn du gestresst bist, behandelst du dich, wie du es einem Freund gegenüber tun würdest.
  3. Selbstpflege: Selbstmitgefühl erinnert dich daran, für dich selbst zu sorgen und deine Bedürfnisse zu priorisieren. Dies kann bedeuten, Zeit für Erholung und Entspannung einzuplanen.
  4. Selbstakzeptanz: Selbstmitgefühl unterstützt dich dabei, dich selbst so anzunehmen, wie du bist, ohne dich ständig zu beurteilen oder zu vergleichen. Dies mindert den Druck, perfekt sein zu müssen.
  5. Fehlerkultur: Selbstmitgefühl hilft dir, Fehler und Misserfolge nicht als persönliches Versagen zu sehen, sondern als normale menschliche Erfahrungen, aus denen du lernen kannst.
  6. Resilienz: Selbstmitgefühl stärkt deine psychische Widerstandsfähigkeit, indem es dir hilft, schwierige Zeiten mit größerer Gelassenheit und Ausdauer zu bewältigen.
  7. Entwicklung von Selbstbewusstsein: Selbstmitgefühl ermöglicht es dir, deine eigenen Emotionen und Bedürfnisse besser zu verstehen und zu akzeptieren, was dir hilft, frühzeitig auf Anzeichen von Burnout zu reagieren.
  8. Unterstützung suchen: Selbstmitgefühl lehrt dich, Unterstützung von anderen anzunehmen und um Hilfe zu bitten, wenn du sie brauchst.

Die Entwicklung von Selbstmitgefühl erfordert Zeit und Übung, aber es kann eine kraftvolle Ressource sein, um deine psychische Gesundheit zu stärken und dich vor Burnout zu schützen.

Hör auf mit den ständigen Selbstvorwürfen!

Selbstkritik ist wichtig, um eigene Fehler wahrzunehmen und sich zu verbessern. Doch leider neigen einige Menschen dazu, es damit zu übertreiben. Sie fühlen sich für alles verantwortlich und für alles schuldig. Ein ständiger Strudel aus Selbstvorwürfen kann ein Burnout begünstigen. Dieser Teufelskreis entsteht, wenn negative Gedanken und Schuldgefühle unaufhörlich das Selbstwertgefühl belasten. (Achtung: Dieser Zustand kann auch aktiv durch das Verhalten anderer Personen verursacht werden. Siehe hierzu auch: Hilfe, ich werde klein gehalten! ) Übermäßiger Stress, emotionale Erschöpfung und körperliche Schwäche sind letztlich die Folgen.

Ein gesundes Selbstmanagement und emotionale Unterstützung sind entscheidend, um diesen Zyklus zu durchbrechen und die negativen Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit zu minimieren. Die Akzeptanz von Fehlern, das Erlernen von Stressbewältigungsstrategien und das Stärken der eigenen Resilienz sind wichtige Schritte, um Selbstvorwürfe zu reduzieren und einem Burnout vorzubeugen.

Keine Macht der destruktiven Selbstverurteilung: Fürsorge für sich selbst ist wichtig

In unserer hektischen, herausfordernden und oberflächlichen Welt ist es leicht, die eigene Fürsorge zu vernachlässigen und in eine Selbstgeißelung abzudriften. Doch Selbstfürsorge ist keine Selbstsucht, sondern ein notwendiges Fundament für Wohlbefinden und Lebensqualität. Indem du sorgsam auf deine Bedürfnisse achtest, schaffst du die Grundlage für körperliche, geistige und emotionale Gesundheit. Das beginnt bereits bei bewussten Pausen und regelmäßiger Bewegung und endet bei dem Kultivieren positiver Gedanken und dem fairen Nein-Sagen. Denk daran, mit dir genauso liebevoll umzugehen, wie du es mit anderen tust. Nur, wenn wir gut für uns selbst sorgen, können wir unser volles Potenzial entfalten.

Wichtiger Hinweis: Die hier angebotenen Informationen und Gedankenanstöße dienen lediglich der Orientierung und ersetzen keine qualifizierte, medizinische, heilpraktische oder anderweitige fachliche Beratung, falls diese angezeigt ist.

Weitere Informationen und Quellen zum obigen Thema:

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Photo by Pradeep Kumar on Unsplash

Publiziert am
Aug 31, 2023
 in Kategorie:
Erkennung

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