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s erscheint sonderbar, aber im und nach dem Urlaub zeigt sich bei manchen Arbeitnehmern, Selbständigen, Eltern und Studenten ein Burnout. Da es keine eigenständige Diagnose darstellt, bezeichnen Mediziner diesen Erschöpfungsstatus auch als Depression. Doch warum tritt das Burnout nach dem Urlaub und während der Ferien auf? Eigentlich müsste sich der Betroffene gerade jetzt in einem Entspannungszustand befinden. Folgendes Beispiel klärt darüber auf.

Beispiel für ein Burnout im und nach dem Urlaub

Abteilungsleiter Stefan fährt jedes Jahr im Juli mit Frau und Kindern in die Berge. Die frische Luft, die herrliche Natur und die Ruhe sollen zum Abschalten verhelfen. Für Stefan ist dies besonders wichtig, denn sein Arbeitsalltag ist von Stress geprägt. Er tut viele Dinge zur gleichen Zeit und ist Ansprechperson für Kollegen sowie Kunden. Oft ist er geschäftlich für mehrere Tage unterwegs und hat dabei fast immer sein Smartphone an. Erreichbar zu sein, ist in seinem Job wichtig. Umso dringender benötigt er im Sommer die Erholungszeit in den Bergen. Zu dem stressigen Arbeitsalltag kommen in diesem Jahr zudem noch Sorgen um die Schulprobleme seines Sohnes sowie gesundheitliche Beschwerden seiner Ehefrau. Stefan versucht, all dies mit Gleichmut zu sehen: „So ist das Leben eben. Am besten mache ich mir darüber nicht zu viele Gedanken.“ Er merkt nicht, dass hinter seinem Gleichmut das Prinzip der Verdrängung steckt.

Nach zwei Tagen auf der Berghütte fühlt sich Stefan weiterhin angespannt. Erholung verspürt er nicht. Nach weiteren zehn Tagen beobachtet er beunruhigende Veränderungen an sich:

  • Schlafprobleme
  • Nervosität am Tage
  • Kopfschmerzen
  • Nackenverspannungen
  • Magenschmerzen

Als er am Abreisetag das Auto packt, hat er einen Schwächeanfall. Sein Herz klopft laut und schnell. Stefan bekommt Panik und lässt sich von seiner Frau zum Arzt fahren. Nach einer gründlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung stellt dieser fest: „Sie sind körperlich gesund, aber chronisch überbelastet. Der Stress verursacht die Beschwerden. Sie leiden unter einem Burnout.

Ausgerechnet ein Burnout nach und im Urlaub: der Klassiker

Stefan versteht nicht, weswegen er ausgerechnet im Urlaub schlapp gemacht hat und warum auch nach dem Urlaub das Burnout weiter besteht. Für erfahrene Mediziner ist dies jedoch keine Seltenheit. Sie beobachten diese Entwicklung bei den Hilfe suchenden Patienten häufig. In der Phase der Entspannung erkennen die Betroffenen ihre Erschöpfung und Energieverlust. Ihnen wird bewusst, wie gestresst sie sind. Jetzt einfach zu entspannen, ist gar nicht auf Knopfdruck möglich. Stattdessen kommt ein Gefühl von Hilflosigkeit hoch. Vor allem Männer fühlen sich zudem „entmachtet“. Sie können nicht mehr so, wie sie wollen.

Oft steckt als Auslöser hinter dem Burnout eine doppelte Belastung. In Stefans Fall gibt es eine dreifache Belastung: Arbeit, kranke Frau und Schulprobleme vom Junior.

Für Stefan erschien die Rückkehr ins Arbeitsleben zwingend erforderlich. Gedanken an seine Überforderung hat er stetig verdrängt. Das hatte die Konsequenz, dass zum Ende des Urlaubs und nach dem Urlaub ein Burnout zum Vorschein kam, den er bereits vorher schon hatte.

Burnout nach dem Urlaub: Was jetzt?

Tritt ein Burnout nach dem Urlaub oder noch währenddessen auf, dann ist es wichtig, die krankmachenden Mechanismen zu eliminieren. Das klingt einfacher als gesagt, denn was soll beispielsweise Stefan mit seinem stressigen Job, der kranken Frau und dem Kind mit Schulproblemen tun? All das zu bewältigen oder zu eliminieren erscheint unmöglich. Das ist es allerdings nicht. Im ersten Schritt ist es wichtig, sich eine Auszeit vom Job zu nehmen und diesen neu zu bewerten.

Ein Gespräch mit dem Chef ermöglicht, den Arbeitsalltag anders und damit stressfreier zu gestalten.

Geht dies mit einem monetären Verlust einher, sollte dies der Gesundheit wegen akzeptiert werden. Denn: Wer durch ein Burnout ernsthaft krank und berufsunfähig wird, verliert auf lange Sicht erheblich viel mehr Geld.

Durch Gespräche, Entspannungsübungen, naturheilkundliche Behandlungen, Therapien und Selbsthilfegruppen kann Stefan seinen Blick auf sein Leben und damit auf seine Probleme ändern. Natürlich ist es für ihn belastend, dass seine Frau krank ist, aber auch damit muss er lernen, besser umzugehen. Gleiches trifft auf die Schulprobleme seines Sohnes zu. Warum hat er sie überhaupt? Ist Junior nur faul oder gar überfordert? Wenn Stefan dies näher untersucht, findet er eine Lösung. Sie liegt entweder in ihm, im Kind oder in den Umständen. Darüber hinaus ist es wichtig, die inneren Kraftquellen zu finden. Stefan und andere Burnout-Betroffen müssen zwingend lernen, mit sich selbst achtsamer umzugehen. Dies heißt nicht, egozentrischer zu sein. Es bedeutet vielmehr, die Umwelt und sich selbst bewusster wahrzunehmen. Auf diese Weise lässt sich im Alltag eine neue Stresstoleranz erreichen, die der beste Schutz gegen Erschöpfungszustände ist.

7 Tipps zum Burnout und Urlaub: Wie finde ich in den Ferien gezielt Erholung?

Jeder, der im Urlaub spürt, er könnte ein Burnout entwickeln, sollte aktiv werden. Umso früher etwas gegen die Erschöpfung unternommen wird, desto schnell und besser sind die Heilungsaussichten. Was können Sie aktiv machen, wenn Sie im Urlaub keine Erholung spüren und einfach nicht abschalten können? Hier sind ein paar Tipps:

  1. Genießen Sie den Moment. Leben Sie im Jetzt und denken Sie nicht an die Probleme von morgen oder die Sorgen von gestern.
  2. Planen Sie nicht alles durch, sondern seien Sie offen für das Spontane. Betrachten Sie die Welt um sich herum wie ein Kind. Es gibt überall Schönes zu entdecken.
  3. Schieben Sie den Alltag bewusst beiseite und checken Sie nicht jeden Tag die Nachrichten auf Ihrem Smartphone. Am besten schalten Sie es aus und richten eine Abwesenheitsnotiz ein.
  4. Lassen Sie sich auf Ihre Umwelt ein. Wenn Sie mit Partner, Familie oder Freunden verreisen, nehmen Sie sich für sie bewusst Zeit. Lernen Sie sich neu kennen.
  5. Erfreuen Sie sich an Kleinigkeiten. Sie müssen keinen Abenteuerurlaub verbringen, der mit möglichst spektakulären Fotos angereichert ist. Bereits ein leckeres Eis in einer kleinen Ortschaft, eine erfrischende Sangria nach einer Wanderung oder ein kühles Bad in einem Bergsee können zum Glücksmoment werden. Nehmen Sie sich Zeit für kleine Genüsse.
  6. Streichen Sie das „Muss“ aus den Gedanken. Im Urlaub sollten Sie nicht zwingend früh aufstehen müssen. Sie müssen keine Termine einhalten. Seien Sie spontan und kultivieren Sie für sich im Kopf das Wort „können“.
  7. Seien Sie dankbar und drücken Sie dies anderen gegenüber aus. Bedanken Sie sich beispielsweise bei Ihrem Partner, dass er mit Ihnen Spaß in den Ferien hat. Seien Sie nett zum Hotelpersonal. Wenn Sie mit einem Lächeln durch den Urlaub schreiten, empfangen Sie vielfach ein freundliches Lächeln zurück.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, nicht sofort am nächsten Tag nach Urlaubsende wieder zu arbeiten. Stattdessen sollten Sie Ihren Urlaub so planen, dass Sie nach der Ankunft daheim noch mindestens zwei Tage komplett freihaben. So können Sie sich wieder langsam auf den Alltag einstellen und in Ruhe noch das eine oder andere erledigen, wozu Sie sonst keine Zeit mehr hätten.

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Photo by Alex Iby on Unsplash

Publiziert am
Aug 27, 2020
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