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urnout ist kein grippaler Infekt, den Sie überwinden und danach sind Sie wieder fit. Stattdessen ist es ein komplexes Leiden, welches durch ein ungünstiges Zusammenspiel von äußeren Einflüssen sowie bestimmten persönlichen Eigenschaften entsteht. Um vom Burnout geheilt zu sein, müssen demnach beide Einflüsse verschwinden. Das erfordert Aufwand und Kraft.

Zudem ist es mit einer Therapie nicht getan, sondern der Burnout-Betroffene muss fortwährend an sich arbeiten, um nicht wieder in die gleichen Burnout-Fallen zu tappen.

Das alles klingt wenig hoffnungsvoll, doch betrachten Sie dies von einer anderen Seite: Wenn Sie konsequent und zielführend an Ihrem Burnout arbeiten, überwinden Sie dieses und stellen die Weichen dafür, nie wieder eines auszubilden. Wie das gelingen kann, stellen wir hier am Beispiel von Carsten dar.

Vom Burnout geheilt und dennoch weiterhin achtsam

Für Carsten drehte sich alles um die Arbeit. Auch am Feierabend kam er kaum zur Ruhe, sondern packte häufig seinen Laptop aus. Legte er sich schließlich doch ist Bett, konnte er erst nach ein paar Gläsern Wein einschlafen. Der Alkohol verschaffte ihm eine trügerische Entspannung. Mit den Jahren entwickelte er ein Burnout, unter dem er und seine ganze Familie litten. Irgendwann fragte er sich: „Burnout, wann bin ich wieder gesund?“ Carsten begriff, dass er selbst etwas für sich und gegen den Erschöpfungszustand tun musste. Das tat er dann auch. Er nahm eine Auszeit vom Job und arbeitete an seiner Stressbewältigung. Erst nach gut einem Jahr fühlte er sich wieder gesund und geheilt. Carsten wusste aber auch, dass es keine Heilung im eigentlichen Sinne ist. Deswegen agiert er weiterhin achtsam, um einen Rückfall zu vermeiden.

Der 50-jährige Architekt hört auf seine innere Stimme und seinen Körper, damit er nicht in alte Arbeitsmuster zurückfällt. Manchmal zwingt er sich förmlich zu Pausen, in denen er einen Spaziergang macht oder Klavier spielt. Mit dem Musizieren hat er erst im Rahmen seiner Burnout-Bewältigung begonnen. Es macht ihm Spaß. Er konzentriert sich dann ganz auf das Instrument. Alles andere bleibt außen vor. Beim Spielen setzt er sich keine strikten Ziele, sondern spielt aus reinem Vergnügen.

Carsten ist sich bewusst, dass die Antwort auf die Frage „Burnout, wann vorbei?“ eigentlich „Nie“ lauten muss.

Er kennt seine Schwäche, zu viel zu arbeiten. Den Hang dazu verspürt er tief im Inneren immer noch, aber er arbeitet dagegen konsequent an. Er kann sich selbst und anderen Grenzen setzen. Das fällt häufig schwer, denn Carsten ist ehrgeizig. Als Student träumte er davon, bedeutende Bauten zu entwerfen. Jetzt weiß er allerdings, mit welchem Stress dies für ihn einhergehen würde.

Dieser Stress hat ihn krankgemacht und das möchte er nie wieder.

Kollegen beobachteten seinen körperlichen Verfall und merkten gar nicht, dass er auch psychisch eine Gratwanderung beschritt. Kurz vor Weihnachten kam dann der Zusammenbruch. Mit der Unterstützung seiner Familie rappelte er sich auf. Gleichgesinnte aus seiner Selbsthilfegruppe machten ihn darauf aufmerksam, dass er an sich selbst arbeiten müsste. Carsten tat dies mit Erfolg und stellte fest: „Ich muss mein Arbeitsumfeld ändern und meine Stressbewältigung optimieren.“ Jetzt leitet er nicht mehr ein großes Team von 12 Personen und ist nicht mehr erster Ansprechpartner für Bauunternehmen. Stattdessen ist er Teamleiter von drei Personen. Das reduzierte Pensum hilft ihm, sich nicht zu überarbeiten.

Burnout: Wann kommen Gefühle wieder?

Im Zuge des Burnouts hatte sich Carsten von seiner Frau distanziert. Sie war für ihn da, aber er nicht für sie. Das erschreckendste Erlebnis für ihn war, seine Kinder und seine Ehefrau anzuschauen und dabei nichts zu fühlen. Carsten hatte sich mental abgekoppelt. Er fühlte nur noch Erschöpfung und Schmerz. Durch die konsequente Arbeit an seinen destruktiven Charaktereigenschaften und der Pause vom Job erreichte Carsten, dass er langsam seine Energie zurückerhielt. Auf einmal kamen auch die Gefühle für seine Familie zurück, die zwar vergraben, jedoch nie komplett weg waren. Er konnte sie wieder umarmen und für sie da sein. Hierbei half ihm das Verständnis seiner Familie. Sie gaben ihm Rückenwind und Kraft. Er gewann so wieder Vertrauen in sich selber, was er auch auf seinen Job übertragen konnte.

Wiedereinstieg nach dem Burnout gut planen

Eigentlich sollte die Frage nicht lauten „Burnout, wann wieder fit?“, sondern „Burnout, wie bleibe ich fit?“ Der Weg zurück in den Alltag ist mit großer Verunsicherung verbunden. Der Burnout-Betroffene, die Familie und auch das alte Arbeitsumfeld sind sich unsicher, was nun passieren wird. Umso wichtiger ist es daher, einen guten Plan zu haben. Carsten besprach mit seinem Arbeitgeber, dass er nun weniger Verantwortung haben wollte. Sie einigten sich auf eine Verkleinerung seines Teams und einer Reduzierung des Arbeitspensums.

Seine Familie lernte, Carsten besser im Leben zu unterstützen. Sie zeigen nun viel häufiger, wie sehr sie ihn wertschätzen, und gönnen ihm Zeit für sich allein.

Carsten selbst war unsicher, ob er nachhaltig die wichtigen Änderungen seiner Persönlichkeitsstruktur beibehalten könnte. Doch er schafft es bis heute, da er sich bewusst gemacht hat, warum er wie auf bestimmte Situationen und Menschen reagierte. Um nicht in den alten Trott zurückzufallen, reflektiert er sich selber. Er hinterfragt sich in entspannter Atmosphäre und lobt sich selbst, wenn er etwas richtig getan hat.

Burnout: Kraft zurückbekommen und beibehalten

Burnout: Wann kommt die Kraft zurück? Sobald Sie sich selbst verändern und Ihre Stressoren beseitigen oder den Umgang mit ihnen ändern. Damit diese lebensbejahende Kraft weiterhin ein Teil von Ihnen ist, müssen Sie Ihr Leben ändern. Nur auf diese Weise schützen Sie sich vor erneuten Erschöpfungszuständen. Nehmen Sie sich dafür Zeit. Der Prozess kann Monate oder sogar Jahre dauern. Oft möchten die Betroffenen zu rasch zurück ins alte Umfeld, aber dies ist gefährlich. Ein Rückfall ist dann wahrscheinlich.

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Photo by DISRUPTIVO on Unsplash

Publiziert am
Jan 9, 2020
 in Kategorie:
Maßnahmen

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