M

onatelang wird auf einen Tag hingefiebert: der Hochzeit. Es soll der schönste Tag im Leben werden. Manchmal ist er dies auch. Alles verläuft perfekt. Eigentlich könnte somit alles wunderbar sein, aber irgendwie ist es dies nicht. Plötzlich sind dort ein schwarzes Loch und eine unheimliche Traurigkeit. Wie kann das sein?

Auf das Hoch folgt das Tief

Die Verlobten haben über einen langen Zeitraum hinweg die Hochzeit geplant. Aufregung und Vorfreude machten sich breit. In den letzten Wochen vor dem Hochzeitstermin wurde es besonders stressig, was ihnen gelegentlich den Nerv geraubt hat. All die Mühe und Anstrengung waren es jedoch wert. Sie hatten eine wunderschöne Hochzeit. Freunde und Familie kamen zusammen, um sich gemeinsam mit ihnen zu freuen. Alles drehte sich um das Paar und die Hochzeit. Himmlisch! Aber auch das schönste Fest ist irgendwann einmal vorbei und es versteht sich von selber, dass dieses Hoch nicht immer anhalten kann.

Trotzdem taucht bei einigen frisch Vermählten ein Gefühl des Entzugs auf. Das mittlerweile gewohnte Gefühl der Vorfreude fehlt ihnen jetzt.

Sie fühlen sich ernüchtert und auch traurig, da nun die Hochzeit vorbei ist. Stattdessen zieht nun der Alltag ein.

Gelegentlich vermischt sich mit der Traurigkeit ein Gefühl der Leere. Wochenlang gab es zwischen dem Paar nur ein spannendes Thema: die Eheschließung. Langeweile konnte so gar nicht aufkommen. Man ging auf Hochzeitsmessen und es wurden unterschiedliche Hotels angesehen. Das Leben war aufregend - doch jetzt erscheint es nur noch langweilig. Dieses Gefühl ist bei den Personen besonders stark, die nicht den eigentlichen Sinn der Hochzeit im Hinterkopf hatten: die Ehe an sich. Sie rücken die Feierlichkeiten und Geschenke ins Zentrum des Geschehens, und machen keine neuen, konkreten Pläne für die Zeit danach.

Nach der Hochzeit kann solchen Menschen ein Burnout drohen, was die Ehe belastet. Zumeist stecken nämlich nicht beide Partner in einem Tief, sondern nur der eine. Gerade dies kann für Konfliktpotenzial sorgen.

Auf die Hochzeit folgen die Schulden

Die Medien präsentieren uns, wie eine Hochzeitsfeier auszusehen hätte. Einige Personen setzt dies so unter Druck, dass sie für ihre Hochzeit Schulden aufnehmen. Sie wünschen sich so sehr eine Märchenhochzeit, dass sie bereitwillig einen Kredit beantragen. Sobald die Hochzeitseuphorie verflogen ist, fallen ihnen die gut verdrängten Schulden jedoch ein. Die Geldsorgen können das Leben so belasten, dass sich ein Burnout nach der Hochzeit anbahnt. Dieser begründet sich in einem Gefühl der Reue und Überforderung. Ein negativer Stress kommt auf, der rasch eine Erschöpfung herbeiführen kann.

Insbesondere Männer neigen dazu, vor ihrer Partnerin Schulden zu verbergen. Sie möchten nicht zugeben, dass sie sich finanziell übernommen haben.

Doch das Schweigen verhindert nicht die aufkommenden Selbstzweifel. Vereinzelt entwickelt sich sogar ein Selbsthass oder eine Aggression gegenüber der Partnerin, die sich vor allem eine Märchenhochzeit gewünscht hatte. Letztlich mündet all dies in einer ersten Ehekrise oder einem Burnout nach der Hochzeit.

Den Hochzeitsstress gar nicht bemerkt

Es mag erstaunen, aber manche frisch Vermählten entwickeln ein Burnout nach der Hochzeit, da nun der ganze Stress von ihnen abfällt. In der Vorbereitungszeit haben sie sich stets zusammengerissen und sich keine Schwäche anmerken lassen. Sie zogen jeden Termin durch, machten Extraschichten für mehr Geld und führten nervenaufreibende Gespräche mit den Schwiegereltern. Die Doppelbelastung Hochzeitsvorbereitung und Alltag waren zu hoch, aber das hat der Betroffene nicht bemerkt. Nach der Hochzeit fällt der ganze Ballast auf einmal von der Person ab. Jetzt steht sie da und spürt zum ersten Mal, wie stressig die letzten Monate waren. Am liebsten würde der Betroffene nur noch im Bett liegen und schlafen. Nichts verspricht Erholung. Im Kopf geistern erholungsstörende Gedanken herum: Was denkt mein frisch angeheirateter Partner von mir, wenn ich nur schlafe? Hält er/sie mich für schwach? All diese Gedanken erzeugen einen neuen Stress, der den Erschöpfungszustand nur noch verstärkt.

Wie lässt sich ein Burnout nach der Hochzeit vorbeugen?

Eine Impfung gibt es dagegen nicht, aber jeder hat die Möglichkeit zur Reflexion:

  • Was sind meine Erwartungen an die Hochzeit?
  • Benötige ich wirklich ein so teures Fest?
  • Wieso möchte ich meinen Partner heiraten?
  • Wer kann mir kompetent die Vorbereitung abnehmen?
  • Welche gemeinsamen Ziele verfolgen wir als Paar nach der Hochzeit?

Es ist möglich, sich mental auf die Zeit nach der Hochzeit einzustellen. So lässt sich der Ehebeginn ganz bewusst gestalten. Freuen Sie sich darauf, jetzt Ruhe zu zweit zu haben. Zudem ist es wichtig, sich nicht nach der Feier sofort in die Arbeit zu stürzen.

Ein paar Tage daheim (nicht in den Flitterwochen) ermöglichen, gemeinsam in den Alltag hineinzufinden.

Die Hochzeit ist nur ein Fest. Der wahre Spaß und die wahre Arbeit erwarten jedes Paar erst in der Ehe. Das darf niemand vergessen. Vor solch einem Gedanken sollten Sie sich jedoch nicht fürchten. Begreifen Sie stattdessen die Ehe als Abenteuer, welches viel Gutes und auch manches Schlechtes bereithält. Das Paar kämpft jeden Tag gemeinsam für seine Ziele und ein schönes Leben.

Weitere Artikel:

_________

Photo by Ben Rosett on Unsplash

Publiziert am
Aug 14, 2020
 in Kategorie:
Erkennung

Mehr zur Kategorie: 

Erkennung

ALLE ANSEHEN

Nehme an unserem regelmäßigen Newsletter teil und lies als erstes die neuen Beiträge:

Vielen Dank! Wir haben Deine Anmeldung erhalten.
Hoppla! Beim Absenden des Formulars ist ein Fehler aufgetreten.