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as Burnout ist weit verbreitet. Es trifft Topmanager ebenso wie Mütter, Kinder, Studenten und Hausfrauen bzw. Hausmänner. Letztlich geht es nämlich nicht darum, was der Einzelne macht, sondern wie er damit umgeht. Somit schützt weder ein bestimmter Job und noch eine Arbeitslosigkeit vor einem Burnout per se. Allerdings gibt es Arbeitsplätze, an denen sich aufgrund der Rahmenbedingungen die Diagnose Burnout häuft. Insbesondere Männer, die nur ungern Schwäche zeigen, schämen sich für das chronische Erschöpfungssyndrom.

Wenn Frauen deswegen Schamgefühle entwickeln, ist es eher wegen Schuldgefühlen. Teilweise verstehen aber auch sie den Begriff der „Stärke“ falsch. Das kann fatale Folgen haben: Wer sich für das Burnout schämt, erkennt es zu spät und handelt dementsprechend später. Die Konsequenzen aus dem schlechten psychischen und physischen Zustand sind dann umso verheerender. Doch wie lassen sich Schamgefühle beim Burnout verhindern? Hierfür ist wichtig zu verstehen, was Schwäche eigentlich ist. Da sie vor allem in der Arbeitswelt als negativ und unprofessionell erachtet wird, fokussieren wir uns auf Schamgefühle wegen eines Burnouts im Job.

Verletzlichkeit: eine unterschätzte Stärke

Schwäche in der Arbeitswelt wird gern mit Verletzlichkeit gleichgesetzt. Die betreffende Person ist nicht belastbar genug oder nimmt sich negative Kritik zu stark zu Herzen. Doch Verletzlichkeit ist nicht zwingend eine Schwäche, die mangelnde Produktivität mit sich bringt. Im Gegenteil. In der Verletzlichkeit kann eine große Stärke stecken, sofern du mit ihr richtig im Job umgehst. Warum? Verletzlichkeit kann die Kreativität beflügeln, die Zusammenarbeit fördern und auf Missstände aufmerksam machen. Sie kann Motivator für herausragende Leistungen sein und uns dazu bringen, bis ins Detail hinein genau zu arbeiten.

Definition Verletzlichkeit: Seine Verletzlichkeit nicht zu verstecken heißt, mutig zu sein. Mut zu haben, der eigenen Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen und Gefühle offen anzusprechen. Es bedeutet auch, Ansichten zu vertreten, ohne sich auf den Rückhalt von Dritten verlassen zu können. Um Hilfe zu fragen, Neues auszuprobieren, Fehler zuzugeben, aufrichtige Entschuldigungen auszusprechen: All das kann Verletzlichkeit sein.

Angst vor der Blamage

Minderwertigkeitsgefühle, die in den meisten von uns bis zu einem gewissen Grad schlummern, bewirken Schamgefühle. Sie lösen die Angst aus, sich zu blamieren und angreifbar zu machen. Das ist verständlich, denn in der Arbeitswelt soll Stärke dominieren, die sich wie folgt zeigen kann:

  • professionelle Distanz
  • hartes Verhandeln
  • taffes Auftreten
  • schlagfertig reden
  • rational argumentieren
  • analytische Kompetenz

Wer im Job Verletzlichkeit zeigt, würde dem Arbeitswelt-Darwinismus zwangsläufig zum Opfer fallen. Und sowas kann tatsächlich passieren, sofern du die diese Art der „Schwäche“ nicht in eine Stärke verwandelst. Ja, indem du deine Verletzlichkeit ignorierst und überspielst, kannst du sogar scheitern. Warum? Du machst mehr Fehler, lügst, verheimlichst Schwierigkeiten und kannst dich gegen deine persönlichen Schwächen nicht schützen.

Schwäche für den Erfolg nutzen

Kein Mensch ist perfekt. Jeder hat seine eigenen Schwächen. Welche das sind, ist individuell unterschiedlich. Wichtig ist jedoch, dass du dir deine persönlichen Schwächen bewusst machst. Dann kannst du gegen sie etwas tun oder dir diese bewusst machen.

Ein Beispiel: Du bist ein absoluter Perfektionist, der gern alles bis ins kleinste Detail ausarbeitet. Dann such dir ein Arbeitsfeld, indem du diese Eigenschaft gewinnbringend einsetzen kannst. Berufliche Tätigkeiten, die ohne diese spezielle Eigenschaft auskommen, wären nur eine Enttäuschung für dich. Du würdest dich rasch verzetteln, in Stress geraten und vielleicht ein Burnout entwickeln, da niemand deine Arbeitsweise wertschätzt. Du bekämst viel Kritik zu hören und der berufliche Erfolg bliebe aus. Minderwertigkeitsgefühle sind dann vorprogrammiert.

Verletzlichkeit zeigen und authentisch sein

Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft die Ehrlichkeit. Nur wer Schwäche zugeben kann und sich für Verletzlichkeit nicht schämt, kann wirklich produktiv arbeiten. Ansonsten gibt es immer eine mentale Sperre, die uns von ungehemmter Kreativität abhält.

Übrigens: Deswegen gibt es in Teams Brainstormings, bei denen jeder alles sagen darf und niemand verurteilt wird. Nur wer sich frei fühlt, kann frei die größte Leistungsstärke entfalten. Natürlich musst du hierfür deinen Arbeitskollegen vertrauen können. Wenn du ihnen einen Vertrauensbonus gibst, öffnet sich der andere häufig auch.

Und noch etwas: Wer Verletzlichkeit zugibt, macht sich weniger angreifbar. Immerhin bedeutet sie, ehrlich zu sein und Wichtiges nicht zu verbergen. Dein Gegenüber kann dich besser einschätzen. Das schafft Vertrauen und verhindert Missverständnisse. Zudem bist du besser vor Manipulationen und Lästereien geschützt. Wer über jemanden herzieht, der seine Schwäche bereits zugegeben hat, macht sich selbst zur Lachnummer.

Schluss mit dem Perfektionismus

Perfektionismus ist eine Eigenschaft, die dich direkt ins Burnout befördern kann. Wenn du jedoch Schwäche zugibst und verletzlich bist, schützt du dich automatisch vor dem Perfektionismus. Das heißt nicht, dass du aufhören musst, ehrgeizig zu sein. Es heißt, dass du Fehler eingestehen kannst und dich nicht zu ernst nimmst. Du kannst dir selbst verzeihen. Bedenke immer: Wer viel arbeitet, macht auch Fehler.

Schamgefühle wegschieben und Anzeichen fürs Burnout erkennen

Wie eingangs erwähnt, ist eine Selbstanalyse unerlässlich, um ein Burnout frühzeitig zu erkennen. Umso früher du die Anzeichen merkst, umso schneller und besser kannst du etwas gegen das Burnout tun. Das reduziert die Folgen aus dem Burnout, die du nie verharmlosen solltest. Also: Schieb deine falschen Schamgefühle weg und beobachte dich gut:

  1. Überanstrengst du dich?
  2. Hast du dich übernommen?
  3. Leidest du stark unter Stress?
  4. Gibt dir dein Körper Warnsignale?
  5. Wie gut kannst du schlafen?
  6. Fühlst du eine innere Leere?

Indem du gut auf dich achtest, wirst du Warnsignale frühzeitig ausmachen. Du solltest sie weder verharmlosen, noch dramatisieren. Steckst du inmitten eines anstrengenden Projekts, mögen ein paar schlafarme Nächte normal sein. Die Regel sollten sie aber nicht werden. Du musst auch nicht jeden Morgen mit einem Strahlen aufwachen, weil du dich schon so sehr auf die Arbeit freust. Du solltest jedoch größtenteils mit einem guten Gefühl hinfahren. Arbeit darf dich nicht krank machen.

Selbsthilfe und Hilfe holen

Wenn du erkannt hast, dass du ein Burnout entwickelst, musst du dagegen etwas tun. Was das im Detail ist, hängt von der Schwere des Burnouts, den äußeren Umständen und deinem Job ab. Du musst immer an dir selbst arbeiten, denn nur du kannst letztlich die Ursache für das Burnout beseitigen. Benötigst du dafür Hilfe von außen, ist das völlig okay. Um Hilfe zu bitten, zeugt von Intelligenz. Scham solltest du deswegen nicht haben.

Hilfestellung können dir Selbsthilfegruppen und Ärzte bieten. Auch Kollegen lassen sich einbinden, indem sie beispielsweise dir Arbeit abnehmen und so die Überforderung reduzieren. Freunde kannst du bitten, dich zum Sport mitzunehmen oder andere entspannende Freizeitaktivitäten zu unternehmen. Das reduziert Stress.

Mache dir immer wieder bewusst, dass deine falsche Scham dich nur behindert. Sie arbeitet gegen dich und nicht für dich.

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Weitere Informationen und Quellen zum obigen Thema:

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Photo by Gadiel Lazcano on Unsplash

Publiziert am
Nov 17, 2021
 in Kategorie:
Erkennung

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