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ührungskräfte tragen viel Verantwortung. Sie treffen täglich zahlreiche Entscheidungen, von denen einige eine weitreichende Wirkung haben. Das hohe Arbeitspensum lässt Stresshormone durch den Körper schießen, sodass dem Organismus vorgegaukelt wird, er bräuchte kaum Erholung. Irgendwann können Körper und Geist nicht mehr. Sie streiken und drücken dies durch einen Leistungsabfall und Zusammenbruch aus.

Anstelle diese Warnzeichen ernst zu nehmen, lautet bei den meisten Top-Managern die Devise: weitermachen.

Doch das Weitermachen hat einen hohen Preis: ein Burnout. Es zwingt letztlich jeden dazu, innezuhalten.

Ein Zusammenbruch passt nicht in den Zeitplan

Umfragen zufolge sagen viele Top-Manager, dass ihnen ein Arbeitstag von 12 Stunden nicht ausreicht. Sie nutzen die Nachtstunden für Sport und das Lesen von Akten, Notizen sowie E-Mails. Mehr als vier Stunden zu schlafen, wäre in Führungskreisen fast schon ein Zeichen von Schwäche.

Das Wochenende dient ebenfalls nicht der Erholung.

Mit der Arbeit geht es auch dann weiter, denn im Job bleibt immer etwas liegen. Teilweise sind die Wochenenden auch für Wohltätigkeitsveranstaltungen, Sportturniere und andere Treffen reserviert, die wiederum einen beruflichen Hintergrund haben. Alles wird der Arbeit hinten angestellt. Selbst ein Kreislaufkollaps passt nicht in den Zeitplan. Drängt er sich auf, wird er einfach abgeschüttelt – im Zweifelsfall sorgen Medikamente für den nötigen Energieputsch.

Führungskräfte sehen sich in diesem großen Hamsterrad nicht als Opfer. Sie sind im Rausch der Macht gefangen, weswegen sie oft an Selbstüberschätzung leiden. Ehrgeizig treiben sie sich zu weiteren Höchstleistungen, die letztlich in einem Burnout enden. Dieses kann sich in Form von Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm-Beschwerden, Konzentrationsschwäche und vielem mehr zeigen. Der Organismus geht in den Streik und schreit: Stopp. Führungskräfte, die jetzt nicht pausieren, sondern ihren Zeitplan weiterhin verfolgen, riskieren eine Verfestigung des Burnouts. Irgendwann dominiert es den Zeitplan und eine Pause ist unausweichlich.

Immer präsent in unterschiedlichen Rollen

Führungskräfte sind Generalisten. Sie sind häufig sehr robust und gesundheitsbewusst. Ihr Gesundheitsbewusstsein hört jedoch bei dem Eingeständnis, der Stress sei zu hoch, auf. Sie arbeiten über die Grenzen der Belastbarkeit hinweg und werden dafür von ihren Chefs sowie Angestellten sogar noch bewundert. Ein gefährlicher Kreislauf beginnt, aus dem der Betroffene keinen Ausweg mehr findet. Engagiert kümmert er sich um die Belange aller, nur nicht um seine eigenen. Er agiert als Lenker und manchmal gar als Entertainer, um die Angestellten zu motivieren. Ein Raubbau am Körper wird bewusst in Kauf genommen.

Alkohol und Drogen als Rettungsanker

Nach einer Umfrage einer Wirtschaftszeitung befürchtet jede zweite Führungskraft im oberen Management von Wirtschaftsunternehmen, irgendwann im Leben ein Burnout zu entwickeln. Komplexe Entscheidungen, Erfolgsdruck, Konkurrenz, Unsicherheit und ein straffes Tempo sind dafür die Ursachen.

In vielen Fällen kommen noch Alkohol und aufputschende Drogen, Schlafmittel oder Schmerzmittel hinzu, die das Burnout noch begünstigen.

Wie kommt das? Diese Mittel vertuschen den schlechten seelischen sowie körperlichen Zustand und wirken gleichzeitig negativ auf den Körper, indem sie ihn zusätzlich schwächen. Substanzen wie diese werden von den Führungskräften gern als Stressbewältiger genutzt, da es ihnen selbst an den richtigen Strategien gegen den Stress mangelt.

Dem Burnout bei Führungskräften vorbeugen

Burnout am Arbeitsplatz ist ein großes Problem – in der Führungsriege und ebenso bei Angestellten ohne große personelle Verantwortung. Um dagegen etwas zu tun, ist ein ganzheitliches Konzept ratsam. Zum einen müssen Maßnahmen vom Unternehmen eingeleitet werden und zum anderen muss der Betroffene selber etwas tun. So ist es wichtig, dass zur Unternehmensphilosophie ein wachsames Auge auf die Belegschaft gehört. Führungskräfte dürfen davon nicht ausgeschlossen werden. Sie benötigen wie alle andere eine Privatsphäre, in der sie ihren ganz eigenen Interessen nachgehen können. Empfehlenswert sind Hobbys, die nichts mit dem Job zu tun haben. Vom Angeln, Bergwandern bis hin zum Yoga gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich in der Freizeit zu entspannen und den Kopf freizukriegen. Führungskräfte, die extrem ehrgeizig sind, müssen bewusst Abstand vom Wettbewerbsgedanken nehmen. Angelturniere wären beispielsweise tabu.

So manch ein strebsamer Mensch muss diese Art der Entspannung erst lernen.

Er ist zu tief in seinen Verhaltensmustern verwurzelt, dass es ihm schwerfällt, nicht aus allem einen Wettbewerb oder Wettkampf zu machen.Die äußeren Rahmenbedingungen für einen Burnoutvorsorge können noch so gut sein, wenn der Betroffene nicht mitarbeitet, schafft er es nie aus seiner Burnoutspirale.

Führungskräften fällt es oft schwer, sich eigene „Schwächen“ in der Persönlichkeit einzugestehen. Oft sind die Schwächen in anderer Hinsicht, nämlich eine Stärke. Ein Beispiel: Führungskräfte sind überehrgeizig. Schnell vergessen sie darum ihre eigenen Bedürfnisse und stellen das Privatleben hinten an. Das mag im Job vordergründig eine Stärke sein, aber hat auch eine sofortige negative Seite: Der Mensch überfordert sich, das Privatleben leidet und der Körper erkrankt. Es ist daher unerlässlich, sich stets vor Augen zu führen, dass alles zwei Seiten hat.

Führungskräfte mit Burnout: eine neue Chance

Besteht das Burnout bereits, lässt sich eine längere Auszeit vom Job in der Regel nicht umgehen. Nur mit dem nötigen Abstand ist es möglich, den chronischen Erschöpfungszustand zu bekämpfen. Führungskräfte mit Burnout sollten so früh wie möglich die Reißleine ziehen. Das hat zwei gute Gründe: Ist das Burnout noch in einem frühen Stadium, lässt es sich besser und schneller behandeln. Darüber hinaus ist der Leistungsabfall dann weniger stark. Führungskräfte, die sich komplett ausreizen, riskieren einen unüberwindbaren Schaden in ihrer Karriere. Sie treffen aufgrund der Überforderung eventuell völlig falsche Entscheidungen, die ihre sorgfältige aufgebaute soziale Stellung zerstört.

Wer jedoch frühzeitig für eine Weile aussteigt und sein Leben neu einrichtet, verhindert diesen dramatischen Crash.

Das Burnout sollten Führungskräfte als Chance sehen. Es ist eine Möglichkeit, den Alltag neu zu gestalten und das Leben zu überdenken. Was ist für mich wichtig? Welche Werte sind von Dauer? Fragen wie diese können das Burnout bei Führungskräften nachhaltig beseitigen. Wenn du denkst, du könntest ein Burnout entwickeln, dann tu sofort etwas. Mach hier einen Online-Persönlichkeitstest, um mehr über dich zu lernen!

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Photo by Mitchell Griest on Unsplash

Publiziert am
Sep 30, 2020
 in Kategorie:
Arbeitsplatz

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