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xperten schätzen, dass jeder fünfte Berufstätige irgendwann in seiner Karriere ein Burnout oder eine burnout-ähnliche Phase entwickelt. Das Gefühl des Ausgebranntseins und der Erschöpfung ist dann allgegenwärtig. Bei einigen ist der Zustand so schlimm, dass sie ihren Beruf gar nicht oder zeitweise nicht mehr ausüben können. Circa 40.000 Arbeitskräfte pro Jahr sollen so psychisch angeschlagen sein, dass sie eine Pause brauchen. Eine Hilfe aus der Krise kann ein Sabbatjahr sein. Doch wie kann es helfen und wann ist es sinnvoll?

Sabbatical: das Sabbatjahr

Hinter dem großen Begriff Sabbatjahr steckt nichts anderes als eine Auszeit von dem Job. Zwar heißt es „Jahr“, aber es muss in der Praxis nicht zwingend ein Jahr sein. Es sind auch mehrmonatige Sabbaticals möglich. Unabhängig davon wie lange die Auszeit ist, stets erhält der Arbeitnehmer am Ende seiner Pause seine alte Stellung im Job zurück. In Deutschland war es zuerst bei den Beamten möglich, sich eine längere Auszeit von der Arbeit zu nehmen.

Seit vielen Jahren hat sich die freie Wirtschaft angepasst und viele Arbeitgeber bieten ihren Angestellten diese Option an.

Der Ursprung der Sabbatical-Idee liegt jedoch in den USA. Dort haben Professoren die Option, ein Jahr den Lehrbetrieb ruhen zu lassen, um zu forschen. Die Begrifflichkeit selbst hat ihre Herkunft in der Tora und damit der Heiligen Schrift der Juden. Danach sollen alle sechs Jahre die Felder für ein komplettes Jahr brachliegen.

Sabbatjahr zur Prophylaxe oder Behandlung eines Burnouts?

Ein Jahr lang nicht zur Arbeitsstelle müssen – das kann für Menschen mit Burnout und auch Depressionen eine hilfreiche Erleichterung sein. Sie können so Stress abbauen und alles loslassen. Aus diesem Grund nutzen einige Betroffenen das Sabbatical gezielt zur Prävention oder zur Behandlung des Burnouts.

Das Burnout selbst ist durch eine große Erschöpfung gekennzeichnet. Depressive Verstimmungen, Schlaflosigkeit bis hin zur Immunschwäche sind Warnzeichen und Symptome für ein Burnout.

Betroffene sollten diese Anzeichen unbedingt ernst nehmen und dagegen etwas tun, da sich der Zustand nicht von allein bessert.

Eine Möglichkeit, aus der alltägliche Tretmühle zu entfliehen, ist das Sabbatjahr. In diesem wird daran gearbeitet, sein Leben und Wohlbefinden wieder zurückzuerobern.

Wie genau das Sabbatjahr gestaltet wird, hängt von dem Einzelnen ab. Eine Weltreise kann hilfreich sein, aber währenddessen sollte sich intensiv mit der eigenen Persönlichkeit auseinandergesetzt werden. Wer bin ich? Was will ich? Warum fühle ich mich so, wie ich mich fühle? Wieso leide ich unter einem Burnout? All das sind wichtige Fragen zur Vorbeugung und Behandlung eines Burnouts. Menschen, die bereits tief in dem Erschöpfungszustand stecken, ist eine Weltreise meist zu viel. Für sie ist es oft besser, Ruhe und Erholung an einem abgelegenen Ort zu finden. Die Besinnung auf sich selbst steht im Fokus, um Kraft zu tanken. Im nächsten Schritt muss jedoch auch hier die Auseinandersetzung mit der eigenen Person und den Lebensumständen erfolgen, um das Burnout nachhaltig zu heilen.

Was kann ein Sabbatjahr leisten?

Ein Sabbatjahr kann vieles leisten. Hier ein paar Ideen:

  • Rückbesinnung: Was zeichnet mich aus? Was will ich? Wie geht es mir eigentlich
  • Raus aus der Tretmühle: Der Ausbruch vom Alltag ermöglicht eine effektive Selbstfindung. Vielleicht findet sogar eine berufliche oder private Neuorientierung statt.
  • Kreativitätsimpuls: Wer sich frischen Wind um die Ohren blasen lässt, der kommt leichter auf frische Ideen. Gerade das Reisen gibt darüber hinaus neue Impulse, da ein Eintauchen in neue Kulturen möglich ist und die eigenen Horizonte erweitert.
  • Erfüllung von Träumen: Im Alltag kommen deine Wünsche manchmal zu kurz. Du steckst im Alltagstrott fest, obgleich du doch so gern einmal eine Ballonfahrt machen oder vier Wochen am Stück quer durch Deutschland wandern würdest. Diese Träume fortwährend aufzuschieben kann stressen. Im Sabbatical lässt sich die persönliche Wunschliste abhaken.
  • Sinnstiftung: Viele Berufstätige grübeln irgendwann darüber nach, wie sinnvoll ihr Job überhaupt ist. In einem Sabbatical kann sich gezielt mit sozialen Projekten beschäftigt werden – hierzulande oder im Ausland. Doch Vorsicht: Dies eignet sich nur zur Prävention eines Burnouts. Wer bereits ein Burnout hat, kann durch die neue Aufgabe den Krankheitszustand verschlimmern.
  • Privatleben stärken: Im beruflichen Alltag wird das Privatleben häufig vernachlässigt. Im Sabbatical kann sich endlich der Familie gewidmet werden. So schwindet auch das schlechte Gewissen, was viele ihrem Partner und/oder Kinder gegenüber haben.
  • Körperliche Erholung: Stress schlägt sich nicht nur auf die Psyche nieder, sondern kann auch den Körper schädigen. Durch die Ruhe in der Auszeit kann der Körper sich ganzheitlich erholen.
  • Kündigung in Gedanken: Häufig hadern Menschen damit, den Job zu kündigen. Ängste, was danach passiert, quälen sie. Ist ein Hauptgrund für das Burnout der Beruf, kann eine Kündigung und eine anschließende Neuorientierung jedoch die richtige Entscheidung sein. Ein Sabbatical gibt die Möglichkeit, darüber nachzudenken und Abstand zum Job zu schaffen. So fällt das Kündigen oft leichter.

Wie sieht die rechtliche Regelung zum Sabbatjahr aus?

Beamte, Angestellte des Öffentlichen Dienstes sowie Lehrer profitieren von besonderen Regelungen, die es ihnen einfach machen, ein Sabbatjahr einzulegen. Bei Angestellten in der freien Wirtschaft oder Selbständigen sieht dies anders aus. Es gibt darauf keinen gesetzlichen Anspruch. Selbständige und Freiberufler können sich zwar ohne Abstimmung mit dem Chef eine Auszeit nehmen, aber sie zögern, da sie einen schwierigen Wiedereinstieg in den Job befürchten.

Angestellte in großen Konzernen haben häufig die Möglichkeit, ein Sabbatjahr einzulegen. Wie dieses im Detail geregelt wird, kann ganz unterschiedlich sein. Möglichkeiten sind:

  • Lohnverzicht: Du als Arbeitnehmer erhältst während der Auszeit Gehalt, da du vorab auf einen Teil des Lohns verzichtet hast. Krankenversicherung, gesetzliche Rentenversicherung etc. laufen weiter.
  • Arbeitszeitguthaben: Du sparst über eine gewisse Zeit Überstunden an. Diese Überstunden brauchst du im Sabbatjahr auf. Du bleibst über den Arbeitgeber versichert.
  • Unbezahlter Sonderurlaub: Du nimmst deinen Jahresurlaub und erhältst darüber hinaus noch vier Wochen unbezahlten Urlaub. Für den kompletten Zeitraum zahlt das Unternehmen die anteiligen Sozialversicherungsbeiträge.
  • Unbezahlter Urlaub: Du vereinbarst mit deinem Arbeitgeber, für die Dauer des Sabbaticals das Arbeitsverhältnis ruhen zu lassen. Es gibt einen Kündigungsschutz, aber durch die Freistellung enden die Pflichtversicherungen, sofern die unbezahlte Freistellung länger als vier Wochen dauert.

Fazit:

Ein Sabbatjahr kann die Chance bieten, sich neu zu orientieren und das Burnout zu heilen. Nimm dir in dieser Zeit aber nicht zu viel vor. Die Heilung deines Erschöpfungszustands sollte im Fokus stehen.

Weitere Informationen und Quellen zum obigen Thema:

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Photo by Luke Pamer on Unsplash

Publiziert am
Aug 25, 2021
 in Kategorie:
Arbeitsplatz

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