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ina ist Mutter von drei Kindern und verheiratet. Die Familie wohnt in Ninas Elternhaus, in dem die Großeltern in einer Einliegerwohnung leben. Den Familienbetrieb, einen Blumenladen, hat Nina bereits vor Jahren übernommen. Sie hatte von sich das Bild einer perfekten Hausfrau, Mutter und Unternehmerin. Das änderte sich, als sie sich auf einmal schreiend in der ihrem Blumenladen wiederfand.

»Und dann habe ich nur noch geschrien!«

»Es war eigentlich ein ganz normaler Tag. Ich stand im Blumenladen und bediente gerade eine Stammkundin. Unsere Tochter Lena saß im Hinterzimmer und machte Schularbeiten. Sie war nicht gut im Unterricht, da sie ständig in ihrer eigenen Fantasiewelt schwebte. Ihre ältere Schwester Louise war in Lenas Alter besser in der Schule. Allerdings hatten ihre Leistungen auch vor kurzem nachgelassen: die Pubertät. Auf einmal interessiert sie sich nur noch für figurbetonte Kleidung und Make-up. Meinem Mann Stefan ist dies ein Dorn im Auge, aber ist so oft auf Geschäftsreise, dass er sich nur wenig darum kümmert. An dem gesagten Tag wurde mir auf einmal alles zu viel. Die Kundin hatte unrealistische Preisvorstellungen, Lena verzettelte sich mit den Schularbeiten und Louise kam bunt angemalt durch die Ladentür. Dann klingelte das Telefon und meine Mutter fragte, wann die Kinder denn endlich zum Essen kämen. Mir platzte der Kragen. Ich wies sie schreiend am Telefon zurecht und schmiss es danach wütend auf den Boden. Alle schauten mich erstaunt an. Sogleich fühlte ich mich schuldig und schämte mich für mein Verhalten. Tränen stiegen mir in die Augen und sie hörten auch nicht auf zu rollen, als die Kundin irritiert den Blumenladen verließ. Was war nur passiert?«

Typische Gründe für ein Burnout bei Eltern

Erschöpfungszustände bei Eltern begründen sich häufig in Problemen mit der Familie und einer hohen Arbeitsbelastung im Haushalt. Einige Betroffene haben das Gefühl, sie müssten immer erreichbar sein. Oft wollen sie dies sogar, was jedoch einen immensen Druck erzeugen kann. Tagtäglich prasseln auf sie zahlreiche Nachrichten ein, die es zu beantworten gilt. Die Folge daraus ist Stress und der Dauerstress mündet letztlich in Symptome wie:

  • Nervosität
  • Schlafmangel
  • Gereiztheit und Aggressionen
  • Weinkrämpfe
  • Nervenzusammenbruch
  • Kopf-, Rücken- und Magenschmerzen
  • Depressionen

Mütter und Väter möchten immer präsent sein - für jeden und zu jederzeit. Die Entspannung kommt dabei zu kurz. Auch von außen - der Gesellschaft - wird ihnen oft suggeriert, wie wichtig es doch ist, ein »Familienmanager« zu sein. Einst sollte mit Begriffen wie diesen die Rolle als Hausmann oder Hausfrau aufgewertet werden. Der Schuss kann jedoch nach hinten losgehen. Einige Eltern möchten eine wahre Managerrolle einnehmen und verstricken sich so im Perfektionismus. Das Ergebnis ist ein Perfektionsdruck, der krankmacht.

Überlastet aufgrund von Ängsten

Einige Eltern unterliegen einem Optimierungszwang, der bei ihnen zur Sucht geworden ist. Aus dem Wunsch, das Beste fürs eigene Kind zu wollen, ist ein kranker Übereifer geworden. Sie wollen ihren Sprösslingen alles bieten und sie fit für die Welt machen. Anstelle ihnen jedoch grundlegende Werte mitzugeben, die sich als Universalwerkzeug für ein glückliches, gesundes Leben nutzen lassen, zielen sie auf Äußerlichkeiten ab.

Das eigene Kind soll sportlich, schlank und smart sein. Am besten lernt es bereits in frühen Jahren ein Musikinstrument wie Geige oder Klavier. Das ist gesellschaftlich anerkannt und zeugt von Stil. Sport wird nicht als Beschäftigung angesehen, die Spaß machen soll, sondern als Eintrittskarte zu gewissen Kreisen. Und so wird der kleine Maximilian im Grundschulalter zum Golf geschickt, obgleich er eigentlich lieber Fußball gespielt hätte.

Der Optimierungszwang der Eltern stürzt nicht selten sogar die Kinder in ein Burnout. Als Konsequenz daraus entsteht so ein unglückliches Familienleben, was den Kleinen letztlich mehr schadet als sie fördert. Einen Ausweg daraus finden die meisten nicht von selbst. Stattdessen wird auf die Lehrer oder den Partner geschimpft, die das Optimierungsvorhaben unzureichend unterstützen. Die eigene Erschöpfung und die mögliche Erschöpfung des Kindes werden übersehen. Wer es jedoch schafft, sich zu reflektieren, der stellt auf einmal fest: »Wie schön ist es, den Nachwuchs tief im Spielen versunken zu sehen. Herrlich! Das entspannt sogar mich als Elternteil.«

Doppelbelastung als Ursache fürs Burnout bei Eltern

In immer mehr Familien arbeiten Mutter und Vater. So entsteht automatisch eine Doppelbelastung, die überaus stressig sein kann. Der Alltag der Betroffenen ist dann aus Familienstress, beruflichen Stress und Freizeitstress geprägt. Gerade Mütter fühlen sich aufgrund des archaischen Rollenverständnisses dazu verpflichtet, die Mutterrolle und Hausfrauenrolle perfekt zu erfüllen. Gleichzeitig möchten sie Geld verdienen, um die Familie zu unterstützen oder sich selbst zu verwirklichen. Doch auch Männer kennen diese Doppelbelastung gut. Sie möchten sich gern als Haupternährer der Familie sehen. Auf der anderen Seite wollen sie die Zeit mit den Kindern und der Partnerin genießen. Liebhaber, Vater, Arbeitskraft, Haushaltskraft und Handwerker Zuhause zu sein, ist jedoch nicht immer leicht.

Wer seine Kräfte nicht richtig einteilen kann, provoziert Probleme und letztlich ein Ausgebranntsein. Das schmälert die Gesundheit und das harmonische Familienleben. Wird nichts gegen das Burnout getan, kann es sogar zur Trennung des Paares führen.

Unterscheidet sich das Burnout der Eltern von dem Burnout im Beruf?

Es scheint, einen Unterschied zu geben. Die Symptome sind die gleichen, aber die Ursache hinter dem Erschöpfungssyndrom ist eine andere. So geht es beim Burnout bei Eltern um den Kreis der Familie und das Verhältnis zu dem Nachwuchs. Begründet sich das Burnout im Beruf, kommen die externen Gründe für die Erschöpfung von der Arbeit und dem eigenen Verhältnis dazu.

Wie grenzt sich das Burnout von der Depression ab?

Eine Depression kann die Folge aus einem Burnout sein. Sie wirkt sich allerdings auf alle Bereiche im Leben aus, während das Burnout vom Kontext abhängt. Häufig bezieht sich die Erschöpfung nur auf einen Lebensbereich wie die Familie. Das heißt jedoch nicht, dass sich ein Burnout bei Eltern nicht auch auf andere Bereiche auswirken kann.

Burnout bei Eltern: die Zeichen früh sehen

Hat sich das Burnout bei Eltern erst einmal entwickelt, ist es schwer, aus diesem Teufelskreis wieder herauszukommen. Umso wichtiger ist es, dem Burnout vorzubeugen. Wie? Indem du frühzeitig die ersten Anzeichen für das Erschöpfungssyndrom erkennst. Es ist nämlich kein Umstand, der dich oder deinen Partner plötzlich befällt. Vielmehr ist es ein schleichender Prozess. Stell dir regelmäßig folgende Fragen für eine Burnout-Vorsorge:

  • Fühle ich mich gestresst?
  • Was nervt mich am Alltag besonders?
  • Bin ich überlastet und wenn ja, wer kann mir helfen?
  • Verzettele ich mich mit privaten Aktivitäten, die mir gar nicht so wichtig sind?
  • Verfolge ich noch meine eigenen Interessen?
  • Wo gibt es Potenzial für eine Arbeitsentlastung?
  • Nimmt mich mein Beruf zu sehr in Anspruch?
  • Spüre ich noch innere Ruhe oder bin ich zu umtriebig?

Nur wenn ihr als Paar und Eltern, gut für euch sorgt, könnt ihr auch gut für eure Kinder sorgen. Nina hat das inzwischen für sich verinnerlicht. Sie kümmert sich um sich selbst und hat den Gedanken abgelegt, das sei egoistisch. Gelegentlich gibt sie die Kinder bei den Großeltern ab, damit sie ein bisschen Paarzeit mit ihrem Mann verbringen kann. So schützt sie sich zudem vor der Angst, sich von ihm zu entfremden.

Freizeitaktivitäten, die sie mehr stressen als entspannen, hat sie von ihrem Zeitplan gestrichen. Diese Zeit nutzt sie jetzt für ihre Kinder. Hat ihr Mann Zeit, kommt er auch dazu. Insgesamt fühlt sie sich besser. Sie kann sich wieder selbst spüren und weiß, was sie möchte. Das trägt zu einem optimierten Selbstbewusstsein bei, welches sie ebenfalls vor einem Burnout bewahrt. Möchte sie etwas nicht tun, sagt sie Nein.

Um nicht im Alltagstrott zu verharren, wagt sie sich gelegentlich aus der Komfortzone und versucht sich in neuen Dingen. Ob indischer Kochkurs oder Survival-Wochenende in den Bergen: Der neue Input tut Nina zusätzlich gut.

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Photo by Jessica Rockowitz on Unsplash

Publiziert am
Feb 12, 2021
 in Kategorie:
Maßnahmen

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